Alan Demore - “Wald der Gehenkten”


Doktor Barnes drehte sich um. Seine Augen hinter den Brillengläsern wurden groß, denn er konnte nicht begreifen was er sah. Der tote Waldarbeiter hatte sich vom Boden erhoben und blieb wankend stehen. Es war ein schrecklicher Anblick. Die rechte Gesichtshälfte des Mannes war völlig weggerissen. Hautfetzen und Sehnen hingen herab, von welchen sich dicke Blutstropfen lösten.
Paperback, ca. 70 Seiten, Euro 4,95
Deutsche Erstveröffentlichung.

Hier der Link zur Hörprobe: http://www.alan-demore.de/?page_id=170


Leseprobe:



Schottland 1538  „Hängt sie auf, diese perversen Schweine. Worauf wartet ihr noch?“.
„Ja, genau. Lasst sie ersticken und zappeln“.
Etwa 10 Männer hatten einen engen Kreis um die, auf dem Boden zusammengekauerten MacCullen Brüder gezogen. Im zuckenden Schein der Fackeln blitzten Äxte und Schwerter auf.
Hamish, Fraser und Angus zitterten vor Angst.
Den ganzen Tag schon hatte man sie bereits durch den Wald gejagt. Nun waren ihre Kräfte am Ende.
Sie ergaben sich ihrem Schicksal. Es hatte keinen Sinn mehr, länger davon zu laufen. Irgendwann hätte sie der Mob ohnehin eingeholt und überwältigt.
Die MacCullen Brüder waren verhasst unter den Bewohnern des nahen Dorfes. Dabei hatten sich diese nie etwas zu Schulden kommen lassen.
Es lag einzig und allein an ihrer Neigung dem gleichen Geschlecht gegenüber. Noch nie hatten sich die drei Brüder für Frauen interessiert. Sie liebten Männer und machten aus dieser Sache auch keinen Hehl.
Dafür hasste man sie. Man dichtete ihnen sogar ein Bündnis mit der Hölle an. Bezeichnete sie als Hexer.
Nein, so etwas durfte es nicht geben. Kein Mann durfte einen anderen lieben, geschweige denn diesen sexuell begehren. Da mussten dunkle Mächte ihre Hand im Spiel haben.
„Solche abartigen Gelüste können nicht vergeben werden. Diese Art Menschen müssen geläutert und das Unreine aus ihnen vertrieben werden. Denn sie sind vom rechten Pfade abgekommen“.
Diese mahnenden Worte des Pfarrers stießen bei den Bewohnern von Ballham keineswegs auf taube Ohren. Man versammelte sich, schmiedete Pläne, dem Treiben der MacCullen Brüder Einhalt zu gebieten.
Und schon sehr bald stand fest, was geschehen musste. Man wollte die drei Brüder nicht mehr in der Dorfgemeinschaft haben. Entweder man vertrieb sie, oder aber, man entledigte sich ihrer auf andere Weise.
„Sucht und tötet sie“, meinte schließlich das Oberhaupt des Dorfes. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden.
Ja, Hamish, Fraser und Angus sollten sterben. Denn ansonsten bestand die Gefahr, dass auch andere deren Neigungen erlagen. Oder vielleicht sogar von diesem bösen, unheilvollen Virus infiziert wurden.
So bildete sich in einer finsteren Nacht der Mob.
Man vertrieb die drei Brüder schließlich aus ihrem Haus und steckte das Gebäude anschließend in Brand. Dieser verfluchte Ort, an welchem die MacCullens ihre dämonischen Orgien feierten, musste dem Erdboden gleichgemacht werden. Die drei Brüder wurden geschlagen, getreten, ausgepeitscht und es gelang ihnen mit letzter Kraft in den nahen Wald flüchten.
Den ganzen nächsten Tag über konnten sie ihren Häschern ausweichen, diese quasi immer wieder umgehen.
Das Waldgebiet war riesig. Es bot genügend Verstecke, welche Hamish, Fraser und Angus auch ausnutzen.
Aber dennoch wurden sie entdeckt.
Jetzt konnte sie nichts mehr retten. Sie waren umzingelt. Unzählige Schwertspitzen zitterten über ihren Köpfen.
Einer der Männer schritt aus dem Kreis hervor und trat mit aller Kraft in den Unterkörper des jungen Hamish.
„Das ist für dich. Nun wird sich dort nie wieder etwas regen“.
Hamish wimmerte vor Schmerzen. Doch keiner seiner Brüder konnte ihm helfen. Denn diese wurden plötzlich ebenfalls Opfer unzähliger Tritte. Der Mob ließ seiner Wut freien Lauf. Minutenlang trat man auf die am Boden liegenden Männer ein. Knochen brachen, Blut spritzte.
Die schrecklichen Schreie der drei Brüder verloren sich im Wald. Doch niemand kam ihnen zu Hilfe.
„Genug. Hört auf. Die sollen noch mitbekommen wenn wir sie aufhängen. Los, packt sie“.
Brutal wurden die, vor Schmerzen jammernden Männer in die Höhe gezerrt. Sie konnten sich kaum auf den Beinen halten.
Ein bärtiger, wildaussehender Kerl spie dem jungen Angus hasserfüllt mitten ins Gesicht. Dann schlug er zweimal mit der Faust zu.

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