Interview mit dem Fabylon Verlag

Vincent-Preis: Liebe Uschi, würdest du dich und deinen Verlag mal kurz vorstellen?

Fabylon Verlag: Unser Slogan lautet »Der Verlag mit dem Faible fürs Fabelhafte – schöne Bücher für mehr Freude am Lesen«. Wir wollen nicht nur guten Lesestoff, sondern auch optisch etwas bieten, damit man die Bücher gern ins Regal stellt und auch immer wieder einmal danach greift. Deshalb haben wir auch ein einheitliches Erscheinungsbild. Mit unserem kleinen Programm bringen wir nicht nur die Titel bekannter Autoren, sondern auch Werke von neuen Autoren, die wir als besonders gelungen erachten. Dabei bewegen wir uns abseits des Mainstream.

Vincent-Preis: Das Titelbild für »Dark Ladies1« wurde für den Vincent Preis nominiert. Die beiden »Dark Ladies« Anthologien bieten gruselige und phantastische Kurzgeschichten. Wie kam es zu dem Buch und der Zusammenarbeit mit Alisha Bionda?

Fabylon Verlag: Alisha Bionda hat mich zunächst als Autorin gefragt, ob ich bei der Anthologie mitmachen möchte. Ihre Intention war es, dass eine Short Story zu einer Grafik geschrieben werden sollte, also einmal anders herum: Zuerst die Illustration, dann die Geschichte. Eines der Bilder von Gaby Hylla hat mich spontan zu meiner Story »Dornröschen« inspiriert, also sagte ich zu. Und weil mir als Verlegerin diese Idee überaus gut gefiel und ich die fertigen Bücher schon quasi vor mir sah, machte ich Alisha ein Angebot. Aufgrund der Vielzahl an Beiträgen mussten wir die Anthologie teilen, was uns aber gleichzeitig die Möglichkeit bot, noch mehr der schönen Bilder in Farbe zu zeigen.

Vincent-Preis: Anthologien sind in deinem Verlag eher selten. Wird es dabei bleiben?

Fabylon Verlag: Ja, denn Anthologien machen zwar sehr viel Spaß, bringen aber im Regelfall nur eine geringe Auflage, die sich mit guter Vorausplanung gerade so trägt, aber mehr ist nicht zu gewinnen. Unser Programm ist ohnehin sehr klein, deshalb werden wir nach einigen Projekten, die wir noch »in der Pipeline« haben, wieder mehr Romane bringen.

Vincent-Preis: Dein Verlag hat einen Schwerpunkt auf SF und Fantasy. Welche Bücher würdest du einem Neuleser empfehlen?

Fabylon Verlag: Da wir nur ein sehr kleines Programm haben, alle. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Vincent-Preis: »SunQuest« hat es schon auf 12 Bände gebracht. Worum geht es in der Serie?

Fabylon Verlag: Es handelt sich um eine Welt der Drei Sonnen, einem tatsächlich existierenden Planetensystem im Sternbild Schwan, in dem die Einsteinschen Gesetze aufgehoben sind. Auf dem fiktiven Mond Less ist durch die besonderen Sonnenkonstellationen keine elektronische Technik möglich, dafür aber gibt es die so genannte »Psimagie« in unendlicher Vielfalt, die jedes Lebewesen, Intelligenzen ebenso wie Flora und Fauna, besitzt. Seit einer Million Jahre stranden Raumfahrer auf dieser Welt, ohne Hoffnung darauf, jemals wieder von dort wegzukommen. Entsprechend richten sich die Gestrandeten ein, so entstehen skurrile Zivilisationen. Auch die Menschen hat es dorthin verschlagen. Wir haben drei Heldinnen, Hauptprotagonistin ist Colonel Shanija Ran, die zu Beginn der Serie auf Less strandet – obwohl sie eigentlich dringend zur Erde müsste. Denn die Erde befindet sich im Vernichtungskrieg gegen die unheimlichen, mysteriösen Quinternen und steht kurz vor dem Untergang. Im ersten Zyklus der Serie, »Dies Cygni«, wird Shanijas Geschichte erzählt, wie sie versucht einen Weg zu finden, die Pläne, die die Rettung der Erde bedeuten, an ihr Ziel zu bringen. Im zweiten Zyklus »Quinterna« dann dreht sich alles um die grausamen Fremdwesen, die noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, und die alles daran setzen, die Milchstraße in ihre Gewalt zu bekommen. Außerdem sind sie auf der Suche nach ihrem Erzfeind Shanija Ran …

Vincent-Preis: Welche Bücher sind für die nähere und fernere Zukunft geplant?

Fabylon Verlag: Zur Buchmesse in Leipzig 2011 erscheinen zwei Kurzgeschichtensammlungen, und zwar »Engel der Nacht«, eine Anthologie, die Jörg Weigand herausgibt, mit vielen bekannten Autoren, und eine Sammlung phantastischer Science Fiction-Geschichten des hochbegabten Autors Thomas Wawerka, die er jeweils mit einer Einleitung versieht. Für den Herbst sind anlässlich des Perry-Rhodan-Weltcons ein Thomas-Ziegler-Band und ein Sachbuch über Ernst Vlcek geplant. Darüber hinaus wird noch ein High-Fantasy-Roman einer neuen Autorin erscheinen, und wir liebäugeln mit einem Werkstattband zu SunQuest, der auch die im Internet erschienenen Kurzgeschichten beinhalten soll. Das steht aber noch nicht genau fest.

Vincent-Preis: Der Fabylon Verlag besteht ja schon lange. Gehörst du zu den Pionieren der Kleinverlage und wie beurteilst du die Szene?

Fabylon Verlag: Es stimmt, dass um Anfang/Mitte der 80er eine Kleinverlagsszene startete, zu der wir ein paar Jahre später auch dazu stießen. Viele der damaligen Verlage gibt es heutzutage nicht mehr, andere aber, wie beispielsweise Eichborn, haben sich enorm vergrößert, oder halten sich mit gutem Erfolg durch ein hervorragendes Programm wie die Edition Phantasia. Wir halten uns innerhalb unseres gesteckten Rahmens auch immer noch, was mich natürlich freut. Ich halte diese Szene für äußerst wichtig, denn sie garantiert die Vielfalt im Literaturbetrieb, schert sich nicht um Mainstream und bringt dadurch nicht selten die Bestseller von Morgen heraus – das bekannteste Beispiel dürfte Harry Potter sein, aber auch aus Deutschland gibt es Überraschungserfolge, denke man etwa an Tannöd. Kleinverlage sind bedeutend flexibler als die Großen, weil sie nicht den gewaltigen Verwaltungsapparat zu versorgen haben und deshalb auch mehr Mut zum Risiko beweisen können. So bekommen neue Autoren eine Chance zur Veröffentlichung, und die Verlage weisen damit gemeinsam mit den Autoren dem Literaturbetrieb immer wieder eine neue Richtung.

Vincent-Preis: Jetzt haben wir viel über deinen Verlag erfahren. Zum Schluss noch ein paar Worte zu dir als Autorin. Welche Bücher von dir sind aktuell auf dem Markt bzw. auf was darf sich der Leser demnächst freuen?

Fabylon Verlag: Selbstverständlich aktuell ist nach wie vor SunQuest, an der ich mich mit vier Romanen beteiligt habe. Als Großprojekt findet sich die 20bändige »Elfenzeit«-Serie, die derzeit noch exklusiv vom Bertelsmann-Club herausgegeben wird, in ein paar Jahren aber auf den »freien« Markt kommt. Mir am Herzen liegt mein eigenes Fantasy-Projekt der »Waldsee-Chroniken« aus dem von mir kreierten »Träumenden Universum«, das mit der gleichnamigen Trilogie gestartet ist, gefolgt von dem für sich stehenden Titel »Nauraka – Volk der Tiefe« und dem ebenfalls für sich stehenden Roman »Fyrgar – Volk des Feuers«, der aktuell im Dezember 2010 erscheinen wird.


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